Annette Meisl präsentiert mit Carmen 5.0 ihr neues kabarettistisches Musikprogramm. Eine Erkundungstour in Sachen Sex, Liebe und Männer mit prominenter Reisebegleitung: Carmen.
Was hat sie mit Annette und den Frauen von heute gemeinsam? Mit Songs aus eigener Feder erzählt sie von ihrer persönlichen Liebes-Odyssee und plaudert dabei über Sex, Dating, das Zigarrenrollen und den Weg in ein farbenfrohes Leben. Annette singt, spielt Geige, erzählt Geschichten und musiziert mit ihrem Musikproduzenten, dem Multi-Instrumentalisten Geo Schaller, der sie auf diversen Blasinstrumenten und elektronisch begleitet. Regie führt Barbara Beckmann.
Carmen 5.0 nennt sich das musikalische Kabarett von Annette Meisl. Hierbei verknüpft die Künstlerin Autobiographisches mit der Figur „Carmen“ aus der gleichnamigen Oper von Georges Bizet aus dem Jahre 1875. Musikalisch wird Meisl begleitent unterstützt vom talentierten Geo Schaller und seinem Ein-Mann-Orchester, welches gleich sechs verschiedene Instrumente beherrscht. Lediglich ein im Hintergrund verborgener Gitarrist und ein wenig Elektronik komplettiert die musikalische Darbietung, welche zusätzlich von der hervorragenden Akustik des Saals profitierte.
Annette Meisl sang sowohl eigene Kompositionen als auch Stücke aus der Oper Carmen. Hier konnte sie mit ihrer kraftvollen Stimme beeindrucken und verdient höchste Anerkennung. Zuschauern denen die Geschichte der Carmen bis zu diesem Abend noch nicht geläufig war, wurden durch das Einspielen des gleichnamigen Silhouetten Kurzfilms von Lotti Reiniger aus dem Jahre 1933 in den Handlungsstrang des Vierakters eingeweiht; eine ausgezeichnete Idee. Eine weitere Parallele zwischen Carmen und der Künstlerin ist die Herstellung von Tabakwaren. Da ließ es sich Anette Meisl nicht nehmen, einen humorvollen und süffisanten Exkurs in die Kunst des Zigarrenrollens zu präsentieren. Auch da ist sie Profi, denn schließlich führt Anette Meisl unter anderem in Köln eine Zigarrenmanufaktur.
Als Autorin des Buches „Fünf Männer für mich“ wurde diese Thematik in den kabarettistischen Teil eingearbeitet, denn die Oper der bekannt unkeuschen Carmen stellte 1875 einen revolutionären Bruch dar. Anette Meisl plauderte, karikierte und ironisierte Themen, teils widersprüchlich und artifiziell wirkend, wie Polygamie, Promiskuität und diverse Sexualpraktiken wie zum Beispiel Rollenspiel ganz offen. Der Versuch das Publikum daran aktiv zu beteiligen, scheiterte an der Diskrepanz zwischen dem was zwischen den 4 Wänden und dem was im Licht der Öffentlichkeit geboten werden kann. Schade eigentlich – da wäre mehr drin gewesen. Zusammen genommen waren es unterhaltsame und kurzweilige 2 x 45 Minuten.
Bernhard Schaeben • Aurel Goergen
Musikkabarett. Von Uli Kreikebaum – KStA 12.10.2019„Wir dürfen niemals vergessen: Unsere vornehmste Aufgabe ist es zu leben“, erkannte der Philosoph Michel de Montaigne schon vor 500 Jahren. Eine Studie des Instituts Rheingold Salon kam jüngst zu dem Ergebnis, dass die Deutschen genau das verlernt haben. Zwar mache Genuss das Leben erst lebenswert, sagen fast alle – doch knapp die Hälfte der Menschen hat das Gefühl, dass das nur noch selten gelingt. Die den Genuss verloren haben, könnten Nachhilfe bei Annette Meisl nehmen: Die Kölner Sängerin und Autorin, die in Ehrenfeld eine Zigarrenmanufaktur und einen Salon betreibt, nennt sich selbst „Edel- oder Lebefrau“ („La Galana“ – so heißt auch ihre Zigarrenmanufaktur).
Als sie vor sieben Jahren ein Buch über ihr Leben mit fünf Liebhabern schrieb („Das Sexperiment“) horchten manche der nicht mehr Genussfähigen auf. Am Dienstagabend hat Annette Meisl im Friedrich-Ebert-Saal in Bickendorf ihr Leben als Musikkabarett auf die Bühne gebracht: Begleitet von dem Multiinstrumentalisten und Produzenten Geo Schaller tritt sie in „Carmen 5.0“ als Alter Ego der wohl bekanntesten Lebefrau der Kulturgeschichte auf – ein Vollweib, das sich die Männer nimmt, die sie möchte, und sich eher wundert als lustig macht über die von der Monogamie Gestressten. Dabei bindet sie das Publikum mit ein, darf aber bei der Frage danach, wer auf Dating-Plattformen angemeldet ist, im Bett dominant ist oder auf Sado-Maso-Spiele steht, nicht auf allzu rege Mitmachlust hoffen.
Fotos: © Dario Scandura