Quelle: express.de
Köln – Gibt es sie heute eigentlich noch, glamouröse Diven wie in „Babylon Berlin“, die in heißen Fummeln singen und tanzen, sich nicht darum scheren, was die Gesellschaft von einer Frau erwartet? Die in der Liebe und im Beruf unkonventionelle Wege gehen und erleben, dass die Welt ihnen gerade deshalb zu Füßen liegt? Aber sicher! Annette Meisl ist eine der letztenDiven Kölns.
Foto: Andrea Kahlmeier, Alberto Jesus del valle, Meisl
Die Kölner Zigarrenkönigin sorgte vor elf Jahren
mit der Autobiografie
„Fünf Männer für mich“ für
Furore, in der sie nach einer
gescheiterten Ehe den Selbstversuch mit fünf Lovern
gleichzeitig beschrieb. Heute ist sie „glücklicher Single, aber
offen für alles, was kommt“.
Doch der Mann, der bei dem
1,80 Meter großen Powerpaket
mithalten kann, muss erst mal
gefunden werden. Denn die
Kölnerin tanzt auf unglaublich
vielen Hochzeiten. „Ich habe
meinen Zigarrenladen nicht
von ungefähr »
La Galana« genannt, was übersetzt so viel wie Gentlewoman oder Lebefrau heißt“, sagt sie, während
sie genüsslich an einer selbst
gedrehten Zigarre zieht.
Sie habe schon immer nach
ihrer eigenen Fasson gelebt.
Statt Medizin zu studieren,
wie man es bei ihrem Abi erwartete, lebte Meisl drei Jahre
als Straßenmusikerin in Madrid („Das sollte eigentlich nur
ein Fünf-Tage-Trip werden“),
finanzierte sich ihren Unterhalt als Musikerin und Film-
komparsin, gründete eine
Künstleragentur, trat (zurück
in Deutschland) als Tangotänzerin auf und wird heute von
ihren Fans bei Gesangsmatineen im „Galana“ gefeiert. Der
Blick wandert zur Wand. Mit
wem sie da wohl auf dem Foto
eine Zigarre schmaucht? „Das
ist der Kapitän Hemingways
am Milleniumsabend.“
„Mit einer Lesung aus meinem Buch, das ich erstmals in spanischer Übersetzung in der Hand hielt, durfte ich ein Festival eröffnen.“ Sie schwärmt:
„Die Menschen hier haben ein
unglaubliches Gefühl für das Thema Tabak, der als Heilpflanze genutzt wird. Meine
Schauspielkollegen pusten
zum Beispiel den Rauch auf
ein schmerzendes Knie. Rituale, die sie von den Ureinwohnern gelernt haben.“