Fünfzehn Jahre lang war ich verheiratet und war sicher, das hält ein Leben lang. Vier Jahre ist das jetzt her. Dann erfuhr ich, dass er jahrelang ein Doppelleben mit einer weiteren Frau geführt hatte. Ich kannte sie. Es war die Schwester meiner besten Freundin . Gleich mehrere Menschen hatten mich betrogen. Meine Freundin hatte es die ganze Zeit Bescheid gewusst und kein Wort gesagt. Für mich brach die Welt zusammen. Am gleichen Tag noch zog ich aus, beendete den Kontakt zu meinem Mann.
Ich war wild entschlossen, ein neues Leben beginnen. Wichtig dabei, ich wollte ein anderes Beziehungsmodell ausprobieren: Ab sofort wollte ich fünf Liebhaber parallel haben! Warum fünf, fragten meine Freundinnen. Ich keinen einzigen Mann, das war ja gerade grandios gescheitert. In meiner Ehe hatte ich mich auf meinen „Traumprinzen“ konzentriert und nicht gemerkt, dass ich mich selbst aufgegeben hatte. Das durfte nicht noch mal passieren, rosarote Wolken hatten keinen Platz in meinem neuen Leben.
Nur zwei oder drei Liebhaber zu haben erschien mir zu riskant, zu schnell wäre zurückgefallen auf den einen. Die Zahl vier mag ich nicht. Also mussten es fünf sein, das kam mir sicherer vor. Jeder sollte über mein Experiment Bescheid wissen, im Gegensatz zu meinem Ex-Mann war ich wild entschlossen, ehrlich sein und zu bleiben.
ICH HABE MICH SEIT DER TRENNUNG SEHR VERÄNDERT.
Mein Mann kritisierte mich immer, wenn ich einen kurzen Rock oder hohe Schuhe trug. Er sagte so was durch die Blume, denn er hielt sich für aufgeschlossen und tolerant. Aber ich war ihm dann zu sexy. Das war wohl der tatsächliche Grund. Als er aus meinem Leben verschwunden war, gab ich all meine Klamotten in die Altkleidersammlung. Ich ging shoppen und legte mir körperbetonte Sachen zu, machte mir eine spektakuläre Haarverlängerung und gönnte mir einen Personal Trainer. Meine Freundinnen erkannten mich kaum wieder. Ich sah viel besser aus als zur Zeit meiner Ehe, mein Selbstbewusstsein wuchs.
Für mein LiebesExperiment war es mir nicht wichtig, dass alle Kandidaten auf Dauer an meiner Seite blieben. Es ging darum, dass ich jeden einzelnen von ihnen gern hatte, dass ich die Zeit mit ihnen genießen konnte und dass ich mich nicht auf einen von ihnen fixierte. Durch die unterschiedlichen Männer lernte ich sehr viel. Von jedem etwas anderes. Jeder Mann stand für andere Themen und Interessen und somit Gesprächsthemen, jeder küsste anders, hatte andere sexuelle Vorlieben. Es war inspirierend und prickelnd und sicher nicht so anstrengend, wie es vielleicht klingt, schließlich sah ich nicht jeden jede Woche. Wenn einer mal verhindert war, war ich nicht enttäuscht, sondern rief einen der anderen vier andere Kandidaten an. Mit diesem Beziehungsmodell bin ich ganz offen und ehrlich umgegangen, habe kein Geheimnis draus gemacht. Die meisten haben es positiv aufgenommen, sie fanden es mutig, dass ich mir einfach nahm, wonach mir war. Ein paar Freundinnen fühlten sich inspiriert und machten es sogar nach. Kompliziert wurde es erst, als es zwischen Tekim, der Nummer drei, und mir ernst wurde. Von Anfang an hatte er um mich geworben, und eines Tages sagte er, dass er mir treu sei, dass er nur mich und keine andere mehr wolle. Ihm sei es egal, dass ich andere Liebhaber hätte, aber er liebe nur mich. Scheinbar hatte ich seinen Ehrgeiz geweckt, täglich schrieb er mir, besuchte mich, schwor mir seine Liebe. Meine Gefühle für ihn wurden immer tiefer. Ich brach das Projekt ab, das damals seit einem Jahr lief, und sagte allen anderen Männern, dass ich sie erst einmal nicht mehr treffen würde. Ein großer Fehler. Nach wenigen Wochen verriet mir meine neue „ Nummer eins “, dass er eine andere Frau ibegehrte und diese , Monogamie doch nichts für ihn wäre. Ich war perplex und enttäuscht. Schon wieder hatte mir ein Mann das Herz gebrochen. Obwohl ich alles getan hatte, um Liebe und Sex zu trennen. In diesem Moment war ich heilfroh, dass es mein 5-Männer-Projekt gab. Ich machte genau dort weiter, wo ich vor dem Beziehungsversuch mit Tekim aufgehört hatte. Ich schwor, es nie wieder für einen Mann aufzugeben. Nach Monaten der Distanz schaffte ich es sogar, mich wieder auf den Herzensbrecher einzulassen und nicht mehr böse oder enttäuscht zu sein.
Quelle: grazia.pdf
FOTOS: TRUNKARCHIVE.COM, KIRSTEN BECKEN
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